Kritik: Jason Bourne

0 von 3 Punkten: Jason Bourne goes Trash: Hirnlose und 100% vorhersehbare Wackelkamera-Katastrophe

Genre: Action, Thriller
Erscheinungsjahr: 2016
Kinostart Deutschland: 11. August 2016
Cast: Matt Damon, Tommy Lee Jones, Alicia Vikander, Vincent Cassel, Julia Stiles
Regie: Paul Greengrass
Drehbuch: Paul Greengrass, Christopher Rouse
Budget: 120 Mio. USD

Zehn Jahre nach dem Ende von „The Bourne Ultimatum“: Jason Bourne (Matt Damon) lebt als Outcast und schlägt sich mit illegalen Boxkämpfen durch. Doch dann holt ihn die Vergangenheit ein. Nicky Parsons (Julia Stiles) gelingt es, sich in einen CIA-Server zu hacken und geheime Dokumente über die Black Ops der CIA zu entwenden. Sie spielt diese Jason Bourne zu – und damit ist die Jagd auf den Abtrünnigen eröffnet…

Das hört sich nicht gerade einfallsreich an – und ist es auch nicht. Was das Team um Regisseur Paul Greengrass hier abliefert, ist angesichts eines Budgets von 120 Mio. USD eine Katastrophe. Bei „Jason Bourne“ stimmt überhaupt nichts. Dabei bin ich „Hunt and Run“-Filmen durchaus zugetan. „Taken“ und die ursprüngliche Bourne-Trilogie zählen zu meinen Favoriten des Genres.

Emotionale Wirkung: Nein.

Ich hatte es vermutet – aber als beim Sneak Preview der Titel „Jason Bourne“ auf der Leinwand erschien, war ich trotzdem freudig überrascht. Das war leider der emotionale Höhepunkt des Films. Danach ging es steil bergab.

„Jason Bourne“ schaffte es zu keiner Zeit, mich in seinen Bann zu ziehen. Der Film erscheint wie eine ermüdende, monströse Montage aus endlosen Actionszenen. Verbindende Dialogszenen sind spärlich eingestreut. Zudem sind die Actionsequenzen zum überwiegenden Teil mit Wackelkamera abgefilmt: Gefühlte 100 von 123 Minuten bestehen aus einer holprigen Bild- und Lärmfolter sondergleichen.

Überraschende Momente gibt es ebenso wenig wie irgendeine Form von Charakterentwicklung. Jede Wendung, jede Figur: Alles schon mal gesehen. Oft. Zu oft.

Kreativität: Nein.

Kreativität? Fehlanzeige. Vielleicht handelt es sich bei „Jason Bourne“ aber um eine kluge Parodie auf das zeitgenössische Blockbuster-Kino. Immerhin wäre das eine Erklärung, warum die Macher in einem einzigen Film eine derartige Menge an abgelutschten Handlungselementen und klischeehaften Charakteren unterbrachten. Oder Matt Damon und Paul Greengrass haben keine Lust mehr aufs Filmemachen und wollen mit einem spektakulären Knall abtreten.

Handwerk & Plausibilität: Nein.

Es ist frappierend, wie dieser Film hochrangige Darsteller verschenkt. Ob Matt Damon, Tommy Lee Jones oder Alicia Vikander: Aufgrund des schwachen Drehbuchs gelingt es keinem dieser Darsteller, seiner Figur Leben einzuhauchen. Bei jeder einzelnen fehlt die glaubwürdige innere Motivation und damit ein Anknüpfungspunkt für den Zuschauer. Allein Julia Stiles alias Nicky Parsons wirkt wie durch ein Wunder nicht wie ein teilnahmsloser Roboter. Leider ist ihre Screentime relativ kurz.

Die Actionszenen sind laut, schnell und … vollkommen spannungslos. „Schafft er es oder schafft er es nicht?“-Momente gibt es nicht: Jason Bourne schlägt, rennt, fährt und schießt alles über den Haufen, was sich ihm in den Weg stellt. Begleitet wird das ermüdende Spektakel von einem monotonen Soundtrack, der ebenso undifferenziert ist wie jedes andere Element des Films. Die überstrapazierte Shaky Cam trägt ihren Teil dazu bei, dass mir der Film ab Halbzeit nur noch auf die Nerven ging.

„Jason Bourne“ lässt nicht nur eine Spur der Verwüstung, sondern auch Logik und Plausibilität am Straßenrand zurück. So werden wir Zeuge, wie Vincent Cassel in einem VW Golf während einer Verfolgungsjagd mit Matt Damon auf dem Motorrad mithalten kann. Auch schön: Wenn die Malware auf dem USB-Stick zur CIA nach Hause telefoniert, aber zwei Minuten später der Rechner keine Verbindung zum Internet hat.

Und der Techno-Babble! Die Technik-Dialoge hat scheinbar ein Praktikant zwischen dem Kaffeeholen geschrieben. Sie sind sogar mit bescheidenen IT-Kenntnissen kaum zu ertragen. Das Gelächter aus dem Publikum war unüberhörbar. Bei einem Budget von einhundertzwanzig Millionen kein Geld für Berater, die das Skript mal durchsehen? Really?

Fazit

„Jason Bourne“ schafft das zweifelhafte Kunststück, in jeder Hinsicht vollständig zu versagen. Gegen diese filmgewordene Zumutung erscheinen andere Vertreter des kommerziellen Popcorn-Kinos wie die „Avengers“-Filme als tiefgründige Meisterwerke voll fein ziselierter Charaktere.

4 Kommentare zu „Kritik: Jason Bourne

  1. Deine Kritik liest sich ja vernichtend. Ich wollte ihn eigentlich im Kino sehen. Aber das werde ich mir wohl noch mal überlegen und warten bis aus BluRay kommt.

    1. Im Kino würde ich mich auf jeden Fall ins hintere Drittel des Saals setzen. Ich war diesmal (wie sonst i.d.R. auch) in der Mitte und es war visuell extrem anstrengend.

  2. die reihe hatte mich schon nach dem zweiten (oder war es der dritte?) teil verloren, als dieser mist mit wackelkamera und hyperaktivem schnitt anfing… inzwischen eine echte pest in modernen actionfilmen.

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